Die Fresken in der großen Diele
Insbesondere die Wandmalereien von Edith Meyer v. Kamptz in den Jahren 1941 bis 1948 in der Diele des Studienhauses begründen die Bedeutung des Hauses an der Hannoverschen Straße 21 in Uchte. Mit den ersten Bombenangriffen auf Berlin zog Edith mit ihrem Mann Rudolf 1940 nach Uchte. Nachdem 1944 auch noch das Haus in der Potsdamer Straße in Berlin durch eine Bombe zerstört wurde, blieb das Ehepaar in Uchte.
In dieser Zeit entstanden die Wandmalereien in der großen Diele. Damit sie vor Einblicken von außen geschützt war, ließ Edith die zwei Dielenfenster an der Nordseite durch Wände ersetzen. Dafür wurden drei zusätzliche Oberlichter im Giebel eingebaut, um zusätzliches Tageslicht zu gewinnen. Edith hatte sich die „technischen Fertigkeiten für die Freskomalerein … an der Berliner Kunstakademie unter Anleitung von Wehlte erworben.“ (Hartmut Vollmer, Edith Meyer v. Kamptz ... S. 53)
Die folgende Galerie zeigt die Fresken der Künstlerin im heutigen zustand. Die Fotos stammen von Ronald Vieweg, Uchte 2022
Ihre Tochter Meta deutet sie zusammenfassend wie folgt:
„Die Wandbilder in der großen Diele stellen den Lebenslauf eines Menschen dar. Er wird, in einem Boot sitzend, durch Engelwesen ins Leben geleitet: ‚ex Deo nascimur‘, […] Gegenüber sieht man die letzte Überfahrt zum jenseitigen Ufer: ‚in Christo morimur‘. Auch hier begleitet ein Engel den Sterbenden und Michael, der den Drachen tötet, steht ihm schützend bei. […] Der Malerin, die mit ihrer Staffelei in der Landschaft sitzt, nimmt ein Engel die Binde von den Augen, so dass sie sehend wird für die Dinge, die über den äußeren Sinnenschein hinaus in der Welt vorhanden sind. Von strengen Wächtern behütet entwickelt sich der wahre Mensch […] Schließlich werden die Taten des Menschen gewogen, bevor er die Erde verlässt. An der Stirnwand des Raumes wird durch einen alten Mann, der in einem Buche liest, die Wissenschaft dargestellt. Auf der anderen Seite verkörpern junge Frauengestalten die verschiedenen Künste. Sowohl der ernste Forscher als auch der Künstler können nicht ohne göttliche Inspiration existieren; das ist in den verschiedenen Engelwesen bildlich angedeutet. Den Schlüssel zu aller übersinnlicher Erkenntnis kann der heutige Mensch finden, er muss ihn nur zu benutzen wissen. Dazu hilft ihm die Religion.“ (Hartmut Vollmer, Edith Meyer v. Kamptz ... S. 56 f)
Die Fresken sind nach der langen Zeit noch recht gut erhalten. Es gibt ein paar Abplatzungen des Putzes, auf einem Bild ist eine Beschädigung durch einen Farbwurf zu sehen. Das Wandbild „Die Schlafende am Meeresufer“ ist durch den Brand von 2005 stark beschädigt. Sie ist eingerahmt von zwei Engeln mit dem Spruchbändern „Mensch erkenne dich selbst“ bzw. „Mensch werde wesentlich“.